ATD Bericht, der vierte Tag. Der vierte Tag ist schnell erzählt. Zwei Workshops, nochmal ein kürzerer Rundgang in der Ausstellung und eine Abschluss-Session, die mir gezeigt hat, dass ich offensichtlich einen anderen Humor habe als die Amerikaner.
Mein erster Workshop beschäftigte sich mit dem Thema der künstlichen Intelligenz. Vier Experten aus Japan, Indien und zwei Niederländer gaben einen Bericht ab, was sich in diesem Bereich tut und welche Auswirkungen das auf HR hat. Ich hatte auch erwartet, neue coole Tools für Trainings zu sehen, hier ging es aber eher allgemein darum, welchen Einfluss oder welche Auswirkungen die künstliche Intelligenz auf unsere Jobs hat und was das möglicherweise für HR sowie Learning & Development hat.
Klar ist, viele Jobs werden verschwinden. Wieviel neue entstehen, weiß man gar nicht so genau. Wer im HR-Bereich arbeitet, hat ganz gute Aussichten, seinen Job noch eine Weile zu behalten. Weil es hier um Menschen geht, um Kommunikation und Komplexität. Leute aus der Logistik sollten sich vielleicht schon mal für eine Umschulung bewerben. Der Raum war prall gefüllt, was die Bedeutung des Themas zeigt. Neben mir saß ein Mann, der für eine NGO arbeitet, die Menschen am Rande der Gesellschaft hilft, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren und für ihn waren die Aussichten für seine Zielgruppe doch eher schlecht. Denn die Hürde, um wieder einen regulären Arbeitsplatz zu bekommen wird immer höher, weil viele einfach Qualifikationen wegfallen und von künstlicher Intelligenz übernommen werden.
Auch am Tisch saß eine Verantwortliche aus einem großen Steuerberatungsunternehmen. Hier arbeitet man bereits schon an einem Projekt, um mithilfe künstlicher Intelligenz adaptives Lernen zu ermöglichen. Klar ist, künstliche Intelligenz in HR macht nur Sinn, wenn man wirklich große Datenmengen hat, die man auswerten kann und insofern ist das in Deutschland schon mal ein anderes Thema, denn Daten sammeln ist ja hierzulande in vielen Unternehmen nicht unbedingt erwünscht.
Dann besuchte ich – mehr zufällig, weil ich mich nicht entscheiden konnte – einen Workshop, für den ich wirklich dankbar bin: Britt Andreatta. Es gibt auf Youtube viele Videos von ihr. Eine Expertin, Autorin und eine Frau, die wirklich von ihrem Thema begeistert ist. Sie hat darin ihren Sinn gefunden. Und genau darum ging es: The Neuroscience of Purpose. Und sie zeigt ganz eindrücklich, dass wir in einer Welt sind, die sich gerade in eine Purpose-Business-Welt bewegt. Menschen suchen Sinn. Das ist nicht nur ein Thema der Generation Y, sondern von uns allen. Interessant die Statistiken: 1860 arbeiteten noch 50% der Menschen selbständig, 1900 waren 2/3 schon angestellt.
Sie brachte jede Menge Fakten, auch aus den Neurowissenschaften, die belegen: Wer einen Sinn erkennt, hat alle Eigenschaften, die der Arbeitgeber sich von seinem Mitarbeiter wünscht. Höhere Produktivität, geringerer Krankenstand, Belastbarkeit, Kreativität und die Menschen haben einfach Spaß an dem, was sie tun und fühlen sich verbunden mit anderen Gleichgesinnten. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass in vielen Unternehmen, in denen wir auch arbeiten, die Frage nach dem Sinn nicht wirklich für jeden Mitarbeiter aktuell befriedigend beantwortet wird.
Es gab jede Menge Literaturempfehlungen, Tipps für die konkrete Umsetzung. In meinem Webtalk am 28. Mai werde ich dazu noch etwas konkreter eingehen. Hier können Sie sich dafür anmelden. Auf jeden Fall war der Auftritt inspirierend und es war wieder einmal zu gehen, wie gut es ist, jemanden zu erleben, der nicht nur gute Tipps hat, sondern diese auch mit konkreten Studien belegt.
Danach ging es in eine Session, in der eine amerikanische Psychologin, Trainerin und Kabarettistin das Niveau aus meiner Sicht doch arg nach unten zog und ich hatte damit keine Mühe, mich schnell zu entscheiden, dass das für mich keinen Sinn macht. Und so hieß es Danke sagen für viel Inspiration und eine Menge Hausaufgaben.
Und ja, eins hab ich noch vergessen: Mit einem Learning Experience Designer aus Ägypten habe ich konkret vereinbart, dass wir uns zu einem Workshop in Kairo treffen und eine Kooperation vereinbaren. Das wird spannend.
Das war es von mir aus San Diego. Morgen geht es wieder voller Ideen zurück nach Berlin.