Die Eventisierung von Präsenztrainings nach Corona

Kürzlich las ich einen Artikel auf Zeit Online zum Thema Wiederbelebung der Innenstädte. Durch Corona ist der Trend zum Bestellen im Internet noch einmal rasant beschleunigt worden, wie jeder von uns wahrscheinlich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Für die Innenstädte ist das natürlich eine Gefahr. Die Verödung unserer sogenannten Fußgängerzonen schreitet rasant voran. Aber innovative Kommunalpolitikerinnen, Unternehmer, Stadtentwickler und andere kreative Geister arbeiten längst an neuen Konzepten für die Wiederbelebung der innerstädtischen Flanier-, Begegnungs- und natürlich auch Einkaufskultur.

Lockdown in den Städten

Überlegen Sie doch einmal selbst, was passieren müsste, damit Sie in der Nach-Corona-Zeit wieder Lust hätten, an einem freien Nachmittag oder samstags zum Shoppen die Innenstadt zu besuchen. Monströse Shoppingcenter oder die immergleichen Stores der großen Ketten werden Sie da wahrscheinlich nicht vom Sofa locken. Also arbeiten die Entprepreneure der neuen Einkaufskultur an der Emotionalisierung des Einkaufens und allem, was damit verbunden ist. Es geht um Erkunden, Ausprobieren, Inspirieren, Unterhalten, Emotionalisieren. Eine Einkaufs- und Erlebniskultur, die Nähe und Begegnung schafft und uns ein sinnliches Erlebnis liefert, an das wir uns auch noch nach Tagen gerne erinnern und uns schon auf den nächsten Besuch freuen.

Seminarräume in der Post-Corona-Zeit

Warum erzähle ich Ihnen das? Schließlich bin ich ja nicht im Einzelhandel tätig, sondern in der Welt des Lernens. Ich dachte bei diesem Artikel an das Thema Präsenztraining. Die meisten Hotels sind derzeit geschlossen. Die Seminarräume oder ganze Kongresszentren befinden sich in einem ähnlich traurigen Dämmerzustand wie die Fußgängerzonen in vielen deutschen Kleinstädten. Die Frage ist: Werden sie in der Post-Corona-Zeit wieder genauso aussehen wie vorher? Ich glaube nicht. Und auch unsere Präsenzveranstaltungen sollten anders aussehen.

Trainingsraum

Wir verfolgen schon lange ein Konzept, bei dem Lernräume möglichst zu Interaktion, Gestaltung, Ausprobieren, Entdecken und damit Lernen einladen. Seminarräume sagen viel über die Lernkultur aus, und die Lernkultur in einem Unternehmen ist letztlich ein Spiegel der Unternehmenskultur. Präsenzseminare in lieblos gestalteten Räumen, in denen vorne ein Experte oder eine Expertin steht und Inhalte präsentiert, die dann bestenfalls diskutiert werden, braucht eigentlich kein Mensch mehr. Das war ja schon vor Corona so. Aber da wir alle gelernt haben, dass solche Veranstaltungen auch gut als Live-Online-Seminar oder -Training funktionieren, haben diese Veranstaltungen in der Post-Corona-Ära einen ähnlichen Charme wie Einkaufen von Standardprodukten in einem 08/15-Shop mit mittelmäßig freundlichem Personal in einer wenig inspirierenden autooptimierten Innenstadt.

Genau wie die Einzelhändler brauchen auch alle Akteure aus dem Bereich Präsenzseminar, -Training und -Veranstaltungen neue Konzepte.

Die Eventisierung wird voranschreiten.

Meine These: Die Eventisierung wird voranschreiten. Für uns ist das keine Bedrohung, sondern eine willkommene Entwicklung, die ich schon lange fordere. Und für mich bedeutet das natürlich: Auch wir müssen jetzt eine Schippe drauflegen und noch einmal neue Veranstaltungskonzepte entwickeln. Wir müssen Gründe liefern, weshalb Unternehmen und unsere Teilnehmenden den Extraaufwand, den eine Präsenzveranstaltung mit sich bringt, auf sich nehmen sollen.

In der ersten Phase nach Corona sind wahrscheinlich alle froh, dass Präsenz endlich wieder funktioniert. Aber nach einiger Zeit wird es nicht mehr reichen, einfach nur zu sagen: Wie schön, dass wir uns endlich wieder wirklich sehen und treffen können. Dann muss Präsenz wirklich einen Mehrwert liefern.

Let’s co-create

Ich lade Sie dazu ein, darüber zu diskutieren und Ideen zu entwickeln, wie Präsenz nach Corona neu erlebt und gestaltet werden sollte. Bei dieser Diskussion sollten sich alle angesprochen fühlen, die an der Planung und Durchführung von Präsenzveranstaltungen beteiligt sind, also natürlich auch Hotels, Eventexperten, Designer etc. vielleicht finden sich ja ein paar Hotels, die ihre leeren Seminarräume zu Pop-up-Stores für die Lernevents der Post-Corona-Ära zur Verfügung stellen. Wer sich beteiligen möchte, Ideen hat, gute Links, Artikel etc., kann sich in den Kommentaren austoben.


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1 Response
  1. Die Frage, was denn der Mehrwert von Präsenz nach Corona im Vergleich zu Online-Seminaren sein solle, ist ein guter und richtiger Ansatz. Er greift aber dennoch zu kurz, da er die dauerhaften Lern-Ressourcen z.B. in Form von Lernvideos (oder guten Unterlagen) außer acht lässt. Es ist die Unterscheidung zwischen synchronen und asynchronen Vermittlungsformen. Aus meiner Sicht werden vor allem letztere dem individuellen Lerntempo der Lernenden gerecht. Sie erlauben Pausen (z.B. zum Reflektieren oder Anfertigen von Notizen) Wiederholung oder auch einmal die Erhöhung der Abspielgeschwindigkeit bei einem allzu langsamen Redner. Die Informationsaufnahme kann und sollte individualisiert und asynchron angeboten werden. Das wäre eine gute Basis für gemeinsame Treffen. Für diese darf man dann tatsächlich die Frage stellen, ob online oder in Präsenz. Ich persönlich mag ja bei Präsenz-Treffen vor allem die Pausen, in denen es leckere Schnittchen gibt, die den informellen Austausch mit den anderen Teilnehmenden beim Kaffee bereichern.

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