Osborn-Checkliste – Kreativteams auf neuen Wegen

Ideen über Ideen. Sie hängen in der Luft und warten nur darauf, geerntet zu werden. So möchte man vermuten, wenn man einen Blick auf Alex Osborn wirft: den Urvater des berühmten Brainstormings. Von Osborn stammen zahlreiche Kreativitätstechniken, so auch die Osborn-Checkliste. Was killt die Kreativität wohl mehr als festgefahrene Perspektiven und fehlende Einstellungen? Damit sich Ideen nicht festfahren, eröffnet die spielerisch-experimentelle Checkliste anhand von einfachen Fragen eine neue Perspektive auf altbekannte Ideen und Produkte. Das Ziel ist die kreative Weiterentwicklung von Bestehendem.

Ideen im Osborn’schen Kreativprozess

Ideen sind dynamisch. Sobald sie erstarren, sterben sie. Seit 1919 arbeitete Alex Osborn in der US-amerikanischen Werbebranche. Den konventionellen Arbeitstreffen warf der kreative Kopf eine bremsende Wirkung auf die Mitarbeiterkreativität vor. Anhand von vier Regeln wollte Osborn mehr Freiheit für innovative Ideen schaffen.

  1. Keine Kritik!
  2. Ungewöhnliche Ideen!
  3. Quantität!
  4. Ergänzung und Verbesserung!

Die Osborn-Checkliste veröffentliche der Brainstorming-Vater im Jahr 1957, rund zehn Jahre vor seinem Tod. Bis heute hat die Liste nicht an Wirksamkeit verloren. Das Konzept folgt Osborns Kreativregel Nummer vier und dient damit der fortlaufenden Ergänzung und Verbesserung von bestehenden Produkten und Prozessen.

 

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Die Osborn-Checkliste ist ein Umleitungsschild

Die beste Idee, die wir je hatten! Kreative Köpfe beißen sich an ihren eigenen Ideen gerne fest wie Hunde an einem Knochen. Der Kreativprozess verliert dadurch an Dynamik. Wo der Dynamik zuliebe ein Perspektivwechsel angesagt ist, kann die Osborn-Checkliste helfen. Die Liste stellt einen Katalog aus verschiedenen Fragen zur Verfügung, der Kreativteams zum Loslassen ihres “gefundenen Knochens” bewegt. Wer innovative Lösungen erarbeiten will, muss eingefahrene Wege verlassen. Die Osborn-Checkliste stellt ist ein Umleitungsschild, das Teams auf unbekannte Straßen leitet, um ihnen einen neuen Blickwinkel auf die eigene Idee zu eröffnen.

Was die Osborn-Checkliste nicht kann

Die Osborn-Checkliste ist kein Magier, der aus Nichts und Widernichts Ideen wachsen lässt. Die Anwendung der Liste eignet sich nicht

  • in Form einer starren Verwendung der obigen Fragen. Der Katalog muss an das jeweilige Produkt, das Team und den Prozess angepasst werden.
  • ohne Moderation. Wegen des abstrakten Charakters entstehen ohne einen führenden Moderator Einstiegsschwierigkeiten.
  • für die initiale Phase des Kreativprozesses. Die Liste erfordert als Ausgangsmaterial zumindest eine Grundidee: noch besser einen bestehenden Prozess oder ein Produkt.

Wie die Osborn-Checkliste Innovation generiert

Wird die Osborn-Checkliste unter Moderation auf bestehende Ideen, Prozesse oder Produkte angewandt, so erhalten die Teammitglieder durch die Anwendung Vorteile wie

  • eine systematische Anleitung für kreative Lösungen.
  • eine spielerisch-experimentelle Modifizierung existierender Prozesse und Produkte.
  • systematische Einfälle für neue Prozesse oder Produkte.

Wichtig: Nicht alle entwickelten Ideen müssen zwangsläufig praktikabel oder sinnvoll sein. Statt der Qualität steht zunächst die Quantität der Gedanken im Mittelpunkt.

Osborns zehn Fragen für neue Perspektiven

Osborns zehn Fragen für neue Perspektiven

Kreativteams oder Einzelpersonen arbeiten bei der Anwendung der Osborn-Checkliste bestimmte Aufgaben anhand von Fragestellungen ab. Im Wesentlichen besteht die Liste aus zehn Punkten.

  1. Anders verwenden! Wie könne […] anders eingesetzt werden? Welche Veränderungen müssten vorgenommen werden, um […] anders einzusetzen?
  2. Anpassen! Was ist […] ähnlich? Welche Eigenschaften könnten von dem Modell übernommen werden?
  3. Ändern! Welche Eigenschaften von […] sind veränderbar? Wie könnten die Eigenschaften von […] verändert werden?
  4. Vergrößern! Lässt sich […] vergrößern, verstärken, verlängern, erhöhen, etc.?
  5. Verkleinern! Lässt sich […] verkleinern, miniaturisieren, abschwächen, verfeinern, verkürzen, etc.?
  6. Ersetzen! Was an […] könnte ausgetauscht werden? Womit?
  7. Umstellen! Welche Teile von […] lassen sich umstellen? Ist eine andere Reihenfolge denkbar? Sind Ursache und Wirkung austauschbar?
  8. Umkehren! Wie würde das Gegenteil von […] aussehen? Wie das Spiegelbild?
  9. Kombinieren! Lässt sich […] mit anderen Ideen kombinieren? Ist […] der Teil eines größeren Ganzen? Wie könnte dieses größere Ganze aussehen? Ist […] selbst bereits spaltbar?
  10. Transformieren! Ließe sich […] in einen anderen Zustand überführen? Wenn ja, wie? Ist […] komprimierbar, zusammenballbar, ausdehnbar, etc.?

Die Fragen der Checkliste werden für jede Idee vollständig abgearbeitet. Die Reihenfolge kann vorgegebenen werden oder willkürlich ausfallen. Die einzelnen Fragen können zum Beispiel auf Karteikarten notiert werden, aus denen die Teammitglieder je eine Karte ziehen müssen. Bei der Arbeit an jeder Frage können unterschiedliche Brainstorming-Techniken Verwendung finden.

Brainstorming-Techniken für die Osborne-Checkliste

Brainstorming-Techniken für die Osborne-Checkliste

Unterschiedliche Techniken stehen zur Abarbeitung der zehn Osborne-Fragen zur Verfügung. Zu den bekanntesten Techniken zählen…

Die 635-Methode: Alle Teammitglieder erhalten ein Blatt mit drei Spalten und einer Zeile pro Teilnehmer. Drei Ideen werden in die erste Zeile der Tabelle geschrieben. Zur Erweiterung der Ideen wird das Blatt je an den Sitznachbarn weitergereicht, der eine Überarbeitung der vorherigen Zeile in die nächste Zeile schreibt.

Mindmaps: Eine Frage wird ins Zentrum der Mindmap geschrieben. Gedanken zu der Frage werden in Form von Schlagwörtern auf Linien notiert, die vom Zentrum ausgehen. Die Linien tragen je einen Oberbegriff, von dem unterschiedliche Einzelgedanken ausgehen können. Der Kreativitätsprozess wird so verbildlicht.

Pinnwandkarten: Alle Mitglieder erhalten Kärtchen, auf die sie ihre Ideen zu der jeweiligen Frage notieren. Alle Ideen werden an eine Pinnwand geheftet und in der Gruppe diskutiert. Jeder Teilnehmer setzt Punkte auf die für ihn persönlich beste Idee. Karten ohne Punkte werden aussortiert. Solche mit Punkten werden im Team weiter optimiert.

Alphabet-Technik: Alle Teammitglieder erhalten Blätter mit den Buchstaben des Alphabets. Sie notieren je zur Fragestellung passende Gedanken, die mit dem entsprechenden Alphabet-Buchstaben beginnen. Nicht alle Buchstaben müssen zwingend genutzt werden.

Zeichnen: Formen, Gegenstände und Muster werden auf ein Stück Papier gezeichnet, ohne dass zwischen ihnen konkrete Zusammenhänge bestehen müssen. Diese Technik eignet sich einerseits zur allgemeinen Stimulation der Kreativität und andererseits zur zielgerichteten Anwendung auf konkrete Fragestellungen der Osborn-Checkliste. Transformationen, Umstellungen, Kombinationen und Änderungen können beim Zeichenprozess konkret ausgestaltet werden.

SCAMPER-Checkliste – ein Beleg für die Wirksamkeit

Die Resonanz der Osborn-Checkliste hat Bob Eberle im Jahr 1997 zu einer Weiterentwicklung der ursprünglichen Liste bewegt. Die von ihm entwickelte SCAMPER-Checkliste wird von Kreativteams als Einstiegspunkt ins Querdenken genutzt und hilft wie die Osborn-Liste bei der Entwicklung von neuen Produkten, Prozessen und Ideen. Eberles Modifikation erweitert die Osborn-Liste um den Eintrag “eliminate” (löschen). Bei dem Begriff “SCAMPER” handelt es sich um ein Akronym aus den einzelnen Kategorien.

S: Substitute — Ersetze einzelne Komponenten, Materialien oder Personen!
C: Combine — Kombiniere X mit anderen Funktionen oder Ideen!
A: Adapt — Ändere einzelne Element oder Funktionen von X ab!
M: Modify — Passe die Größe, den Maßstab, die Gestalt oder einzelne Attribute von X an!
P: Put to another use — Finde weitere Verwendungsmöglichkeiten für X und formuliere neue Anwendungsbereiche!
E: Eliminate — Entferne einzelne Komponenten und vereinfache X!
R: Reverse — Kehre X um und finde den entgegengesetzten Nutzen!

Prinzipiell ist die SCAMPER-Checkliste als Beweis für die Wirksamkeit von Osborns zehn Fragen zu interpretieren. Vielleicht hat Eberle seine Modifikation der ursprünglichen Liste eben erst dadurch erarbeitet, dass er die Osborn-Checkliste auf sich selbst angewendet hat.


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