Wie läuft ein gutes Live-Online-Training ab? Die Durchführung.

Dritter und letzter Teil der Reihe „Wie läuft ein gutes Live-Online-Training ab“, heute: Was bei der Durchführung solch eines Trainings zu beachten ist. (Teil 1: Der Unterschied zwischen Webtalk, Webinar und Live-Online-Trainings // Teil 2: Die Vorbereitung auf ein Live-Online-Training)

Unsere Live-Online-Trainings haben momentan in der Regel eine Dauer von vier Stunden. Das ist schon ganz schön anstrengend und mein Eindruck ist, dass die Teilnehmenden manchmal sogar engagierter und vor allen Dingen konzentrierter und fokussierter dabei sind, als in einer Präsenzveranstaltung. Um diese Fokussierung und Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten, ist es notwendig, die Lernmodule deutlich kürzer zu halten und zwischen unterschiedlichen Methoden auch deutlich schneller zu wechseln, als das in Präsenzformaten der Fall ist.

Ich glaube, das Entscheidende am Beginn – gerade für viele von uns, die jetzt erst in dieses Format einsteigen – ist die Präsentation des Formats als vollkommen normal. Wir machen hier all das, was wir sonst auch machen. Auf diese einfache Erklärung hat mich mein Kollege Jérôme Adjallé gebracht. Die „Jérôme-Eröffnung“ sieht dann so aus:

Hallo und herzlich willkommen im Live-Online-Training. Ihr kennt das alle aus einem normalen Training, es gibt ein Flipchart, es gibt eine Pinnwand, ab und zu bekommt ihr Aufgaben, und wir machen Rollenspiele. Genauso machen wir das hier in diesem Live-Online-Training auch. Eigentlich genau wie sonst.

That’s it. Keine langatmigen Erklärungen darüber, dass ihr nun versuchen werdet, auch online möglichst ähnlich zu arbeiten usw. usw. Denn das ist ja schon die vorweggenommene Entschuldigung.

Eine Trainervorstellung gehört ebenso dazu wie die Agenda kennenlernen, aber deutlich kürzer als im Präsenztraining. Die Agenda kann genauso am Flipchart vorgestellt werden, wie das vielleicht sonst auch im Training geschieht.

Live-Online-Training

Das Training beginnt

Dann kann es weitergehen mit einer ersten Interviewübung zum Thema Kennenlernen der Teilnehmenden, Erwartungsabfrage, konkrete Ziele klären, vielleicht sogar schon mit einer Einteilung in Gruppenräume. Das ist gut, damit die Teilnehmenden dieses Format erst mal kennenlernen. Nach zehn Minuten kommt man wieder zusammen, die Ergebnisse werden abgefragt und vielleicht schon auf einem Whiteboard visualisiert. Dafür könnt ihr wieder Mural nutzen oder jedes beliebige Whiteboard-Tool.

Dann beginnt das Training, je nach Inhalt mit kurzen Inputsequenzen und viel Praxis. Je nachdem, wie medienaffin die Teilnehmenden sind, können die Mikros häufig auch komplett alle offen sein. Bei einer Gruppengröße von maximal zwölf Teilnehmenden ist das zwischendurch mal möglich. Das ist auch für den Trainer oder die Trainerin deutlich angenehmer, als wenn bei eigenen Wortbeiträgen immer alles so still ist. Wir Trainer sollten (und wollen) sozusagen immer ein bißchen Stadionatmosphäre schaffen.

Rollenspiele, Übungen, Kleingruppenarbeit

Die Hintergründe bei Zoom könnt ihr euch vorher hochladen, sodass ihr schnell zwischen verschiedenen Hintergründen wechseln könnt. Bei Edutrainment haben wir in den Präsenztrainings sehr häufig Kulissen für bestimmte Vorträge und Rollenspiele, zum Beispiel einen Quiz-Show-Hintergrund für eine Übung zum kontrollierten Dialog in Kommunikationstrainings. Und genau diesen Hintergrund kann ich jetzt in Zoom perfekt nutzen. Das wirkt professionell und macht Spaß.

Live Online Training

Wenn ich die Gruppe in Kleingruppen aufteile, kann ich genau wie in einem Präsenztraining während der Übung die verschiedenen Gruppen besuchen und mich dazu schalten. Hier kann ich dann gezielt Feedback geben oder unterstützen.

Bei Rollenspielen oder Demonstrationen des Trainers mit einzelnen Teilnehmern schalten alle anderen die Kamera aus, und diejenigen, die die Übung miteinander machen sind als Einzige auf einem Bildschirm zu sehen.

Sogar die Arbeit mit Schauspielern für Rollenspiele ist live online möglich und sollte für die spätere Verwendung im weiteren Verlauf des Trainings aufgezeichnet werden. Wir haben hierbei gute Erfahrung mit Screecast-O-Matic gemacht. Speziell dafür ist der zweite technische Moderator aus meiner Sicht zwingend notwendig.

Abwechslung können Sie reinbringen, wenn Sie zum Beispiel der Gruppe vorab spezielles Material per Post schicken. Umschläge, in denen Aufgaben sind oder Gegenstände. Das erhöht die Spannung und schafft Abwechslung. Außerdem wird so das Thema Haptik und Lernen durch Begreifen auch noch in das Online-Training eingebracht.

Mural

Wir haben für alle unsere Themen die Inhalte auch auf haptischen Lernkarten. Diese können wir wiederum digital auf dem Whiteboard einsetzen und Inhalte so noch mal wiederholen und den Teilnehmern die Bedeutung dieser Inhalte bewusstmachen.

Flipped Classroom im Online-Training

Auch Formate die Flipped Classroom sind so möglich, indem die Gruppen Material bekommen, sich den Inhalt erarbeiten und diesen dann kurz präsentieren. Wer gut digital scribblen oder zeichnen kann, kann ein Zeichen-Pad mit dazu schalten. Es gibt auch die Möglichkeit, Musik vom eigenen Rechner im Hintergrund laufen zu lassen. Kurzum, die Möglichkeiten sind absolut vielfältig, eigentlich genauso wie in jedem Präsenztraining.

Wer also schon in Präsenztrainings didaktisch hochwertig arbeitet, alle Sinne miteinbezieht und die Teilnehmer auch zu Teilgebern macht – also wie ich es oft nenne vom Participant zum Proticipant – der auch Inhalte selbst erarbeitet, der wird feststellen, dass ein Live-Online-Training genauso gut funktioniert. Die Ergebnisse von Gruppenarbeiten können zum Beispiel online sogar besser dokumentiert werden. Statt des Whiteboards kann man ja gleich in gemeinsamen Dokumenten arbeiten, sodass hinterher die Dokumentation aller Ergebnisse sofort auch digital professionell zur Verfügung steht.

Unsere Lernkarten enthalten immer auch eine Zusammenfassung und Fragen zum jeweiligen Thema für ein Lernquiz. Diese Fragen kann ich 1:1 für ein Kahoot-Quiz übernehmen. So habe ich dann zu jedem Thema auch ein paar Quizfragen.

Kahoot

Ein gutes didaktisches Gesamtkonzept macht flexibel

Wer also ein schlaues didaktisches Gesamtkonzept hat und seine Inhalte für die verschiedenen Formate immer schon vorproduziert, kann diese im Live-Online-Training maximal flexibel einsetzen. Das gilt nicht nur für die üblichen Softskill-Trainings zu Führung, Kommunikation, Sales etc., sondern auch für fachliche Trainings. Hier sind die Formate auch in Präsenztrainings ja oft noch recht eintönig und langweilig, sodass es eigentlich eher ein Seminar ist, oft auch nur endlose Folienvorträge mit Q&A Sessions. Das funktioniert schon als Präsenzformat nicht und ist online natürlich eine noch größere Zumutung, der man sich aber schneller entziehen kann, weil man nebenbei viele andere Dinge tun kann.

Wer aber ein echtes interaktives Live-Online-Training im Edutrainment-Format durchführt, hält die Teilnehmer maximal engagiert bei der Stange. Unser Training Promoter Score lag in der letzten Woche immer bei knapp 9. Damit können wir gut leben und ihr in Zukunft auch.

TPS

Wie anstrengend ist so ein Live-Online-Training?

Ziemlich, sowohl für die Teilnehmenden, die konzentriert bei der Sache und nach vier Stunden dann auch etwas erschöpft sind (und auch sein dürfen), als auch für den Trainer oder die Trainerin. Pausen gibt es hier in vier Stunden wenige. Wenn die Teilnehmer zehn Minuten Pause haben, heißt es für den Trainer, sich schnell mit dem technischen Moderator abzustimmen, vielleicht das nächste Quiz vorbereiten, noch schnell ein Chart zeichnen oder kolorieren. Das ist ja in Präsenztrainings auch so, dass man als Trainer selbst kaum Pausen hat.

Live-Online-Training

Insofern sind zwei 4-Stunden-Formate an einem Tag für den Trainer eine Herausforderung. Fünf Tage am Stück mit zwei solchen Live-Online-Trainings an einem Tag dürften schwer durchzuhalten sein. Auftraggeber werden lernen müssen, dass ein Live-Online-Training keinesfalls günstiger ist als ein Live-Präsenztraining, vielleicht sogar etwas teurer, denn, wenn es wirklich interaktiv ist, ist ein zweiter technischer Moderator nahezu zwingend notwendig. Das könnte eventuell durch die sonstigen Reise- und Übernachtungskosten des Trainers ausgeglichen werden. Und die Reisekosten für die Teilnehmenden spart das Unternehmen dann trotzdem.

Sie möchten selbst ein Live-Online-Training für Ihr Unternehmen durchführen lassen? Nehmen Sie Kontakt auf und lassen Sie sich von unseren Experten beraten.

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