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Scheitern macht den Meister

Scheitern macht den Meister — Ein Plädoyer für eine Viele-Fehler-Kultur

Wenn ich meinen Teilnehmern im Training zeige, wie Jonglieren funktioniert, kommt immer eine Phase, die alle irritiert. Ich fordere die angehenden Jongliermeister auf, sich nur auf das Werfen zu konzentrieren und gar nicht erst zu versuchen, die Bälle zu fangen. Werfen ist wichtiger als Fangen, sage ich immer. Erst wenn man den richtigen Rhythmus für das Werfen gefunden hat, ist es sinnvoll, sich anzustrengen, die Bälle auch zu fangen. Wer diese Phase überspringt, braucht meist deutlich länger als die Teilnehmer, die bereit waren, sich etliche Male zu bücken und die Bälle vom Boden aufzuheben.

Das Beispiel ist typisch für das Thema Lernen und unseren Umgang mit Fehlern. Viele Erwachsene lernen nicht so schnell und gut, wie sie könnten, weil sie eine unrealistische Erfolgserwartung und eine viel zu geringe Fehlertoleranz haben. Dabei wissen wir aus der Lernforschung längst: Eine hohe Fehlerfrequenz mit sofortigem Profi-Feedback verspricht die steilste Lernkurve.

Die Praxis sieht aber oft anders aus: Fehler machen ist unsexy. Gefragt sind Perfektionismus und Null-Fehler-Toleranz. Doch gerade wenn man sich in etwas verbessern will, sollte man eine Phase des Scheiterns einkalkulieren. (mehr …)